Die Welt ist voll von ehemals schönen Orten, die durch den internationalen Tourismus verschandelt wurden. Die Deutschen – die als Touristen an dieser Zerstörung einen erheblichen Anteil hatten und haben – erzählen dann den Hoteliers und sonstigen Tourismusprofis der Zielregionen viel von nachhaltigem Tourismus und davon, was man alles hätte anders machen sollen.
Deutschland selbst rangiert derzeit als Ziel des internationalen Tourismus weltweit an achter Stelle. Die Bedingungen für diesen Zustand ändern sich gerade teilweise durch den Klimawandel; für alle touristischen Aktivitäten, für die man sonniges Wetter haben möchte, werden die Bedingungen hierzulande besser. Auf anderen Feldern der Volkswirtschaft fällt Deutschland gleichzeitig international zurück. Es ist also angebracht, Deutschland als Tourismusziehl auszubauen. Man könnte das Aufkommen internationaler Touristen in unserem Lande sowohl verdoppeln als auch auf einem akzeptablen qualitativen Niveau halten. Das hätte mehrere Vorteile:
- Es könnten Ideen zur Entwicklung eines nachhaltigen, allseits verträglichen Tourismus umgesetzt werden. Man kann diese Entwicklung auch so steuern, dass man eben die Touristen ins Land bekommt, die man haben möchte.
- Der Tourismus könnte ein nennenswerter positiver Faktor in der Wirtschaft des Landes werden.
- Die internationale Wertschätzung unseres Landes und seiner Leute würde gewinnen, und wir könnten unseren Beitrag zur Völkerverständigung stärken.
Schaut man sich Websites der deutschen Tourismusbranche an, so kann man den Eindruck gewinnen, dass nichts wichtiger als Nachhaltigkeit ist. Da wäre aber doch noch einiges zu tun:
- Übernachtung in Privatunterkünften, traditionell geführten Bauernhöfen und kleinen Pensionen ist zu fördern. Das Gegenstück zum britischen Bed & Breakfast, zu den französischen Gites de France, den italienischen Agriturismi usw. ist in Deutschland unterentwickelt. Die Errichtung von Hotelkästen ist dagegen zu beschränken; in schönen Landschaften, Erholungsgebieten u.ä. dürfen gar keine gebaut werden.
- Die Bedingungen für Fahrradtouren sind zu verbessern. Das betrifft Fahrradverleih, Radwege über Land und durch die Städte, deren Beschilderung und anliegende Infrastruktur in Form von Raststätten usw. Die Niederlande machen vor, wie man so etwas macht.
- Wanderwege sind systematischer und umfassender zu pflegen, auszuweisen, zu beschildern und mit Infrastruktur auszustatten.
- Die Bedingungen für Bootsfahrten sind zu verbessern. Reisen im Hausboot wären auf sehr viel mehr Gewässern möglich, als derzeit angeboten werden. Auf mehreren Flüssen kann man auch im eigenen oder gemieteten Ruder- bzw. Paddelboot fahren; aber die diesbezüglichen Anreize und Angebote mit Infrastruktur reichen entfernt nicht aus.
- Badeurlaub ist nicht auf die Nord- und Ostsee und die Binnenseen beschränkt. In zahlreichen Flüssen kann bzw. könnte man schwimmen. Auch dafür sind die Bedingungen zu verbessern, einschließlich der Information darüber, wo es geht.
- Die Fähigkeiten und die Bereitschaft der Bürger, internationalen Touristen zu helfen und zu raten, sind auszubauen. Der Heimatkundeunterricht (oder wie immer der gerade in dem jeweiligen Bundesland und der jeweiligen Legislaturperiode heißen mag) der Schule könnte die Schüler dazu in den Stand setzen.
- Gegenden zu Lande und zu Wasser sind von Abfall zu befreien, von Plastikmüll bis zu entsorgten Kühlschränken und Autowracks. Es gibt eine Menge Personengruppen, die man leicht zu solcher Flurbereinigung heranziehen kann, abgesehen davon, dass man sich in europäischen Nachbarländern Vereine ansehen kann, die sich das ehrenamtlich angelegen sein lassen.
Man hört nichts darüber, dass Ideen wie die dargestellten zu nennenswerter entsprechender Aktivität im dafür zuständigen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie in den entsprechenden Landesministerien führten. Dabei sind auf den genannten Gebieten erhebliche Investitionen einschließlich steuerlichen Erleichterungen für diejenigen Rahmenbedingungen und Aktivitäten, die man haben will, nötig. Vielleicht liest ja einer der Herrschaften mal diese Webseite.